Altes Ritual neu

In mir lebte von Anfang an die Vision, den indianischen Sonnentanz nicht zu „imitieren“ und 1:1 nach Europa zu übertragen, sondern diese Zeremonie in unseren europäischen und zeitgemäßen Kontext zu übertragen und dafür eigene, neue Formen zu entwickeln.

Die Gestalt des Lebenstanz-Rituals und seine Choreographie nähren sich aus Erfahrungen mit Sonnentänzen der Nordamerikanischen Natives. Der Lebenstanz ist wie der Sonnentanz ein großes gemeinschaftliches Ritual für die Mysterien des Lebens unter freiem Himmel; er dauert zwei bis vier Tage und Nächte (mit Ruhephasen) und ist eingebettet in ein Camp, auf dem Menschen einander begegnen und Gemeinschaft miteinander erleben können.

Die Absicht des Lebenstanz-Rituals ist es, uns den „Heiligen Kreis des Lebens“ wieder bewusst zu machen und unseren Platz darin zu erkennen. Der Heilige Kreis des Lebens ist die unendliche Schöpfungskraft im Universum und unser Einssein mit den Heiligen Zyklen von Werden und Vergehen.

Im Verlauf der Zeremonie können wir uns selbst, in der Lebenstanz-Gemeinschaft in freier Natur, gegenüber Sonne und Mond, den vier heiligen Richtungen und Mutter Erde auf tiefe Weise erfahren. In diesem Prozess ist es möglich, Heilung zu finden und Kraft zu entfalten, mit der wir allen unseren Verwandten (den Mitmenschen und allen anderen Wesen von Mutter Erde) dienen können.

Der Lebenstanz ist ein Teil der Regenbogenbrücke zwischen der Alten und der Neuen Welt, die durch den spirituellen Austausch zwischen Europäern und Amerikanischen Natives beider Amerikas in den letzten 30 Jahren entstanden ist.

Aber auch die europäische Tradition des Maibaum-Tanzes mit der bewussten Zelebrierung der weiblichen und männlichen Schöpferkraft inspiriert das Lebenstanz Ritual.

Werkzeuge aus der modernen Gemeinschaftsbewegung ( wie z.B. Redekreise, Foren ) strukturieren das soziale und kommunikative Miteinander von Menschen, die normalerweise verstreut als Individuen oder in Kleinstfamilien leben.

Die plözliche, ungewöhnliche Situation – mit wenig zivilisatorischem Komfort in freier Natur, innerhalb einer größeren Gruppe „Gemeinschaft“ zu erleben – zuzüglich zu den geistigen und körperlichen Aufgaben der Ritualarbeit ist für viele eine große Herausforderung. Alles zusammen setzt zuweilen allerhand persönliche psychische Prozesse in Gang, die aufgefangen werden müssen.