Europäisches Medizinrad

Uralte Wurzeln – lebendige neue Form

In meiner eigenen über 22-jährigen Praxis auf dem Erdweg habe ich über Jahre gelernt, geforscht, gefühlt, ausprobiert und Durchsagen empfangen, wie ein „zeitgemässes Medizinrad“ aussehen könnte, welches zutiefst im Uralten Wissen unserer alteuropäischen, vorchristlichen Kultur wurzelt und uns zugleich einen Raum öffnet, uns selbst und die Welt besser zu verstehen.

In den alten europäischen Kulturen kennen wir Steinkreise (z.B. Stonehenge) oder Plätze, die in alter Zeit als Sternwarten (z.B. Gosek) genutzt wurden; außerdem die Tradition der Kreistänze und der Maitänze, die auf den Maibaum bezogen in der lebendigen bäuerlichen Praxis einen festlichen Kreis formten. Oder auch ein Ritual aus der uralten irischen Überlieferung, in dem der Erde „DANU“ gehuldigt wurde und immer noch wird.

Erst seit den 80er Jahren kamen mit den Lehren der nord- und mittelamerikanischen Natives viele Informationen und einige konkrete Beispiele für Medizinräder nach Europa, wie z.B. das Medizinrad von Sun Bear Wabun des Bärenstammes, welches wohl am bekanntesten geworden ist

Jahreszeiten und – Feste

Unsere Jahreslaufstruktur ist immer noch von den wiederkehrenden Festen im Kirchenjahr wie Weihnachten, Fastnacht, Ostern, Pfingsten, Erntedankfest, Allerheiligen …geprägt. Diese Feste beruhen auf der darunter verborgenen, viel älteren und tieferen Schicht von Mythologien und traditionellem Brauchtum unserer vorchristlichen Vorfahren, die jahrtausende lang in unmittelbarer und enger Verbindung mit den wechselnden Jahreszeiten lebten. Sie richteten die Ruhe, Pflanz- und Erntezeiten zwischen den vier feststehenden Punkten der Winter- und Sommersonnwenden bzw. der Frühjahrs- und Herbst-Tag und Nachtgleiche aus und den vier dazwischen liegenden beweglichen Mondfesten. Hier liegen die Wurzeln des „Europäischen Schamanismus.“

Die Acht Speichen/Energiewirbel des Europäischen Medizinrades 

Sie bilden ein Gefäss für individuelle Selbsterkenntis und „Heilung“. Im Spiegel dieser Erkenntnis und am roten Faden der europäischen Überlieferungen entlang haben wir „neue“ und zugleich sehr „alte“ Möglichkeiten gefunden, den Heiligen Kreis des Lebens in der Natur – wie auch in uns selbst zu erkennen, zu ehren und zu zelebrieren. In der intuitiven und bewussten Berührung damit vertiefen wir unsere Einsichten über den Platz, den wir in unserem eigenen Leben gerade selbst einnehmen. Denn diese unterliegt ebenso wie die Natur den sich abwechselnden Phasen des Wachsens und Werdens, des Vergehens, Sterbens und Wiedergeboren werdens.

Das Europäische Medizinrad können wir auch als ein Pantheon von Kräften / Energien verstehen, welche mit europäischen Traditionen, Mythen, Göttinnen/Göttern, Pflanzen und Tieren und Heilsteinen in Bezug gesetzt werden können. Überlieferungsquellen dafür sind die Relikte bäuerlicher Bräuche als Schlüssel zum Europäischen Erdwissen, sowie das überlieferte Wissen von Kräuterkundigen, z.T auch Schriften aus der antiken und vorchristlichen Zeit, Märchen, Legenden etc.

Die bewusste Hingabe an die heiligen Zyklen des Lebens und Sterbens, des Werdens und Vergehens, der Schönheit und Vergänglichkeit nährt unseren persönlichen Heilungs- und Entwicklungsprozess und lässt uns unsere aktuelle Lebenssituation in einem viel größeren Bild aufgehoben wissen.

Kreis und Spirale

Ein solcher „Heiliger Kreis“ bedeutet zunächst einmal die Rückkehr zum kreisförmigen Weltbild und die Anerkenntnis, dass stets alles mit allem zusammenhängt und zugleich bestimmten Regeln und Energiegesetzen folgt, wie wir sie von den Zyklen in der Natur kennen. Nicht länger im wissenschaftlich-rational gedachten linearen Sinn mit der Ausrichtung auf einen Anfang und eine höhere und nächst höhere Stufe ( ständiges Wachstum ), sondern als Kreis in einer Dynamik von Hin und Her, von Einatmen und Ausatmen, von Wiederholungen ewiger Gesetzmäßigkeitzen wie Entstehen, Werden und Vergehen usw.

Diese Kreisläufe im Medizinrad sind einerseits gekennzeichnet durch Wiederholungen ( wie z.B. die Abläufe der Jahreszeiten innerhalb eines Kalenderjahres ); andererseits durchlaufen sie immer wieder ähnliche Punkte, an denen Veränderungen des Musters – Evolution – möglich werden. Dies können abrupte Veränderungen sein ( Katastrophe, Revolution, Umstürze, Brüche ) oder auch langsame, kaum spürbare Veränderungen, die bereit während des Wandlungsprozesses in das Gewohnte integriert werden.

Das dynamischen Energie des Voranschreitens innerhalb eines stabilen Gefässes oder Musters von gleichbleibenden Orientierungspunkten beschreiben wir auf der geistigen Ebene als die Form der Spirale.


Die Mitte des Kreises

In dem Moment, wo wir wir z.B. einen Kreis aus Menschen bilden, entsteht in der Mitte ein Punkt, von dem alle etwa gleichweit entfernt sind. Wie ein Rad sich um eine Mittelachse dreht, so hat auch jedes Medizinrad eine „Mitte“ : etwa ein größerer Stein, ein Baum, ein Altar usw.

Wenn wir die Achse in der Mitte – z.B. einen Baum – aufrecht stellen, so sind die Wurzeln unter bzw. in der Erde unter der Kreisfläche, der Stamm wächst aus der Mitte und die Krone wölbt sich über dem Kreis. Europäische Medizinräder sind aber nicht nur als Kreise mit Baum zu verstehen; das Zentrum eines solchen Kreises kann auch durch andere Symbole gekennzeichnet werden.